giovedì 27 giugno 2019

seltene Berufe (1): Friedhofsräumer

Wenn wir denn mal auf dem Friedhof zu liegen kommen, wie man ja hie und da sagt, werden wir doch ungern gestört, so wie auch unsere Lieben, welche uns an diesem Ort zu beweinen wünschen, Belästigungen schwer ertrügen, wie sie etwa entstünden, wenn wir zum Beispiel Drön oder Plön oder Nöl hießen, die neben uns aber Perathoners oder Hüttenbwohner oder so etwas. Wie schön, wenn der Friedhofsräumer da aufpasst und vorsorgt.

Wir liegen in Reihen, dicht gelegt natürlich, in so einem Städtchen, eins, zwei, drei: ö ö ö. Vier, fünf aber keine -oners, sondern grün und braun ist es da und nur Sockel lugen noch aus dem Erdreich, Steinstümpfe. Kein solcher Name, nein. Fünf wieder ö? Sechs und sieben: keiner da. Ja, da ist einer gekommen und hat saubergemacht, hat weggebracht, was nicht herpasste, hat Steine abgesägt oder geschlagen, schwere Platten weggetragen, Blumen, Pflanzen weggerissen, Umrandungen weggeräumt. 

Das alles im Lande der Klöns und Föns und Döns, wo solche Namen mit -oner zu Verwirrung und Gemütsstörungen führen könnten. Da ist der Friedhofsräumer vor.




giovedì 13 giugno 2019

Baum allein in weitem Feld,

einsam? inmitten grüner Halme, goldner Ähren? Du ahnst vielleicht, ein paar Felder weiter steht ein andrer wie Du, steht da und wundert sich über die, die ihm nahe stehen, auf einem Boden mit Dir. Verwundert zwar, fühlst Dich hier sicher. Das stimmt doch?

Ein polnischer Traktor fährt um Dich herum, einfach aus Höflichkeit. Wie es anderwärts wär? Denk nicht daran. 

mercoledì 12 giugno 2019

Die erste Zugklasse

kostet ja nicht viel mehr hier. Es lohnt sich aber, wegen der erhöhten Abenteuerlichkeit bei den weniger sparsamen Menschen. 

Einen Dichter habe ich in der ersten Klasse getroffen, was in der deutschen ja eher nicht vorkäme. Dann einen rasierten Rundschädel, welcher mir die Hand hinstreckte und auf meine Erklärung, ich spräche kein Polnisch, mich einlud, dann doch auf Ukrainisch oder Russisch zu parlieren. Zwangsläufig deshalb mit Gesten sich verständlich machte. "Zigarette jetzt, da hinten", was bekanntlich verboten. Er holte das Päckchen aus seinem Koffer, wobei er sich strecken musste, das Hemdchen hochrutschte und den Blick auf die Wodkaflasche freigab, die aus seinen Jeans emporragte. Den Rest der Reise saß er mit einem Bekannten vor dem Klo, trank, was übrigens auch verboten, und rief Nasdrowje, was erlaubt. 

Beim nächsten Mal ließ sich alles ganz langweilig an wie in der zweiten Klasse. Mädel links, Pärchen rechts. Dann kamen zwei stämmige Damen mit einem etwas heruntergewohnten älteren Herrn herein, welcher nur Englisch sprach, sowie einem Hund, einer deutschen Dogge nämlich, und schickten das Pärchen weg. Sie hatten reserviert, auch für die Dogge, die sich deshalb sogleich auf die Polster warf und sich vertrauensbildend hin- und her rollte, worauf auch das Mädchen von links das Abteil verließ. Nun verteilten die Ankömmlinge sich auf die fünf Sitze. Der wacklige Herr legte sich auf deren zwei und schlief ein, die Damen setzten sich, die Dogge saß mal zwischen, mal hinter ihnen: sie schoben sie mal von rechts nach links, dann wieder von vorne nach rückwärts, und sie hechelte lautstark.  Es war nämlich heiß. Inzwischen war noch ein Sohn oder Toyboy oder was der Damen aufgetaucht und hatte sich in die Abteiltür gestellt, wo er in türkisfarbenem Hemdchen und dunkelblauem Höschen seinen beträchtlichen Bauch hereinhielt und laute Reden schwang. Vermutlich hoffte er, den lästigen Ausländer, also mich, zu vertreiben. Aber ich dachte nicht daran, meinen kulturellen Aussichts- und Sehepunkt zu räumen, auch nicht, als die Dogge nach kurzem Ausflug zur Toilette, ja, ins Abteil zurück geleitet wurde und sich zu meiner Erfrischung trocken schüttelte. 

Sätze wie "In Deutschland wäre das nicht möglich!" haben eben durchaus auch ihren kleinen Sinn. 


mercoledì 5 giugno 2019

an Rafał,

denn wir waren damals befreundet, in Berlin, wo Du Dich schief gelacht hast über die Rentner im Supermarkt ("Heidelbeeren aus Polen? Nee!"), mindestens einmal in der Woche, denn wir gingen dann ein Bier trinken, oder zwei. 

Am Ende waren es sechs oder sieben, meine Freundin gewöhnte sich daran, dass um sieben Uhr morgens ein Duft von Minestrone aus der Tüte durchs Haus zog, weil ich ja mit Dir frühstücken musste, woraufhin Du zur Arbeit gingst ("Die polnische Leber ist anders, genetisch gesehen!") und ich krank war.

Du hattest solche Angewohnheiten, die mir bis heute polnisch vorkommen, also zum Beispiel um sechs Uhr morgens gegen die Tür eines Busses zu treten und "Kurwa!" zu schreien. Vielleicht sollte ich das jetzt nachmachen?