venerdì 31 maggio 2019

Lolek und Bolek frühstücken im Zug

Gestern haben sie sich noch einmal den Schädel rasieren lassen, Heute sind sie reisefertig. Lolek sitzt schon in der Küche: "Frühstück ist fertig!" Aber Bolek will nicht. "Wir fahren im Zug, Lolek!" sagt er, "da frühstücke ich doch nicht zu Hause in der langweiligen Küche!" Das sieht Lolek ein. Er macht Brötchen für die Reise. "Vergiss die Zwiebeln nicht!" ermahnt ihn Bolek. 
"Schon drin, und satt Knoblauch!" 

Sobald der Zug sich in Bewegung setzt, packt Lolek die Brötchen aus. Endlich! Man hört, mit wie großem Genuss die beiden kauen und die guten Bissen herunterschlucken. Dann schlafen sie ein. Den Kopf nach hinten geworfen, mit offen Mund. Eine Zauberwolke hält die Fliegen fern.

mercoledì 15 maggio 2019

PKP ä

Ihr äs werdet mit Schnuppigkeit behandelt, seitdem die Linguisten in der Welt regieren, für die Ihr im Gegensatz steht zum e, dem geschlossenen, und sonst gar nichts. 

Es gibt so viele von Euch, und jedes hat doch seine Eigenheit. Ich erinnere mich an ein sehr offenes, das kehlig klingende Leidenschafts-ä im ti voglio bene einer auch deshalb seinerzeit verehrten Süditalienerin, an das Ärger-ä im Ätsch bätsch vergangener Tage, an ein schlüpfendes ä nach i in liaison. Und jetzt aus Lautsprechern Du, PKP ä! Fortweisend? Was bist Du weitmäulig vorgehaucht! im Vergleich zu manchem deutschen ä, das eben vor Wurstigkeit immer auch mal einfach ein e ist. 

Mit jeder neuen Sprache immer neue äs, so das Versprechen.

lunedì 6 maggio 2019

Katzensprache


Eine Katze gebrauchte, wenn sie spräche,  langgezogene Doppelvokale mit i, so wie in nie, oder vermutlich auch seltsame Nasallaute nach alveopalatalem s, immer mit i, wie in się. Wenn sie dann etwa im Vorbeigehen etwas sagen würde wie jak dostaniemy się do domu? drehte sie, sehe ich, beim się den Kopf mit einer geschmeidigen Bewegung zurück, wie um mir einen hochnäsigen halben Blick zuzuwerfen.

venerdì 3 maggio 2019

Fahnenstangenhalter

Fahne an Fassade schmückt das lebendige Haus hier, am müden oder toten aber hängt allein der Fahnenstangenhalter, gern in dreifacher Ausführung, für dreimal Nation, oder was da grade dran ist. "Sei stolz", wollte er schreiben, "ich halte die Fahne" und: "hab mich lieb: Ich trage die Fahne –"

giovedì 2 maggio 2019

Erbschaften

Nehmen wir einmal an, ich hätte einen Großvater, der im Widerstand gefallen wäre, oder vielleicht einen Ur-Opa und Spanienkämpfer, dann wäre das gewiss aufmunternder als so einen Nazi wie den meinen, den einen. So oder so handelte es sich aber um Einzelfiguren, denen einer sich näher oder lieber ferner fühlen wollte und könnte.

Wie anders für diese hier. Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, Urur- undsoweiter: Rein ins Gefängnis, raus aus dem Gefängnis, aufgehängt, verbannt, erschossen: alles für Polens Freiheit. Aufmunternd ist das, stelle ich mir vor, eher nicht. Vielleicht sogar erdrückend, diese ganze Nationalgeschichte, wie sie so erzählt wird. 

Tatsächlich sitzen dann solche jungen Leute so etwas eingesackt und zukunftsunlustig da und ich: "Zweihundert Jahre Heldengeschichte! Jetzt ist Polen frei und ihr sitzt da wie die Kartoffelsäcke! Keine Pläne, keine Kraft, kein Leben!"

"Da hast du völlig Recht", ist die müde Antwort.   

Doch dann fügt so eine Margareta mit ł hinzu: "Wenn Polen wieder geteilt oder überfallen würde oder so etwas, dann wären wir alle wieder dabei und würden kämpfen. Da kannst du sicher sein."

So oder so, etwas Polnisches.