Seine Mutter gehe samstags in die Kirche und lasse die Eier segnen, erklärte er mir, als wäre nichts. Ich bin begeistert. Endlich etwas richtig Polnisches. Dann schau ich zu Hause nach und stelle fest, dass man das auch im, wie man das ja nennt, deutschsprachigen Raum tut, nämlich in Bayern usw. Ausländisches gibt es eben auch zu Hause.
Weit fährt der Rumpelzug in die Weiße hinaus: heimatliche Gefühle, als ginge es ins Exil
martedì 23 aprile 2019
sabato 20 aprile 2019
Gretchenfrage
"Wie stellen Sie sich dieses Gretchen vor?"
Schweigen.
"Ich meine ,,. war sie zum Beispiel geschminkt?"
Schweigen. Dann Achselzucken.
Eine wird mutig: "Ja, kann gut sein, oder?"
"Ja", schießt eine andere nach: "Warum denn nicht?"
Die Antwort wäre vermutlich etwas Deutsches, oder mehr was von früher.
Schweigen.
"Ich meine ,,. war sie zum Beispiel geschminkt?"
Schweigen. Dann Achselzucken.
Eine wird mutig: "Ja, kann gut sein, oder?"
"Ja", schießt eine andere nach: "Warum denn nicht?"
Die Antwort wäre vermutlich etwas Deutsches, oder mehr was von früher.
giovedì 18 aprile 2019
eine Östlichkeit, Du Wartesaal
von Iława, Dein Fernseher flüstert! und auf den Kirchenbänken, wohlbeheizt! sitzen wir und schauen, schauen uns um: Neustbacksteingotik, Holzdecke! Und wir: eine Gemeinde, unterwegs vereint, gewärmt!
Keiner gehe hinaus: da gibt es nichts. "Eine Viertelstunde von hier!" Glaubt es nicht, bleibt.
Keiner gehe hinaus: da gibt es nichts. "Eine Viertelstunde von hier!" Glaubt es nicht, bleibt.
Im Westen gibt es Dich nicht mehr, Wartesaal. Da raunt sichs was von DB-Lounge, Gruseliges für die erste Klasse, sonst? Raus! und Frost für alle, sie haben da den Bahnhof abgeschafft und merken es nicht! während Du noch, wieder, immer wieder Deine Türen öffnest und schließt, dass es warm bleibt in Dir.
(Ein russischer Meister der Selbstfeier machte das ja so:
(Ein russischer Meister der Selbstfeier machte das ja so:
Die Alte nervt, du willst
allein sterben, nicht in dem Zuhause, in dem du nichts zu sagen hast.
Du gehst fort, schon ein bisschen wackelig auf den Beinen. Jemand
sieht dir nach, das ist sicher. Man hat ein Auge auf dich, wie du weißt. Die Presse weiß bald Bescheid. Alle Welt hat nur auf diesen, deinen letzten Tag gewartet.
Nun weit weg! So weit es
geht. Bahnhof, doch nicht mehr fahren! Wartesaal! Ein letztes Mal
warten … Auf einer Kirchenbank, einfach und behütet! Ein paar
Journalisten um dich herum, Platz ist genug. Die Leute flüstern nur,
man zeigt auf dich. Jemand bringt Decken: schön, warm.
Der Priester kommt.
Weihrauch füllt den hohen Saal. Blitzlichter. Es ist gut, du kannst
die Augen schließen.
Die Welt ist begeistert.
So einen einfachen Tod hast du gesucht. Einfach, östlich: Im Westen,
da müsstest du in der zugigen Haupthalle sitzen. Um eins hätte dich
die Bahnhofspolizei vor die Tür gesetzt.)
venerdì 12 aprile 2019
Haus der polnischen Kultur
Ziemlich weit im Osten und doch sieht alles noch etwa so aus wie zu Haus. Zwar fehlen die deutschen runden kurzhaarigen Zwillingsehepärchen in teuren Regenjacken, zwar gehen die Damen vor hier, aber sonst ist es so eine Einkaufszentrenwelt mit etwas Backsteingotik, dass gar nichts fremdländisch Betörendes die Tage verzauberte, gäbe es nicht das Haus der polnischen Kultur.
Burgzipfeldächelchen, gut, aber Pagodenbalkonbedachung, indische Tempelkurven? Da steht es, das Kulturhaus, so ostwärts weltumschlingend, so, Chopin hin oder her: mit dem Westen haben wir aber gar nichts zu tun, außer einem gemeinsamen Mittelalter.
Tröstlich betörend für mich.
mercoledì 3 aprile 2019
Zufall vielleicht
Da ich da einmal die erste Klasse genommen habe, saß mir einer gegenüber, in leuchtendblauem Anzug vom Schneider, ein rotes Tüchlein kokett unkokett, nämlich gerade, also parallel zum Schnitt gefaltet, in der Tasche, eine Packung Toscanelli vor sich, und sagte, er sei Dichter von Beruf. Was mir vielleicht rein zufälllig, aber wer glaubt an so was? nie vorgekommen ist, weder in der ersten noch in der zweiten Klasse, in Italien nicht und in Deutschland nicht und auch sonst.
Ein italienischer Dichter wäre im Auto unterwegs, ein Deutscher redselig an einem Tischchen beim Stehempfang in Frankfurt verankert. Wenn so jedes Land seine ihm zustehenden Wortschmiede hätte, würde ich das sehr erfreulich finden können.
Am nächsten Tag stellte sich mir im Supermarkt eine junge Dame vor. Die Tochter des Dichters. Sie erklärte mir auf Deutsch, dass sie nicht auf Deutsch reden wolle und auf Englisch auch nicht. Sie liebe Ihr Polnisch. Dann lief sie weg, die Dichtertochter, Vaters Freude.
Am nächsten Tag stellte sich mir im Supermarkt eine junge Dame vor. Die Tochter des Dichters. Sie erklärte mir auf Deutsch, dass sie nicht auf Deutsch reden wolle und auf Englisch auch nicht. Sie liebe Ihr Polnisch. Dann lief sie weg, die Dichtertochter, Vaters Freude.
martedì 2 aprile 2019
Glauben
"Abergläubisch?" "Nein".
"Was tust du denn, wenn dir morgens eine schwarze Katze über den Weg läuft?"
"Logisch: Ich gehe drei Schritte zurück und dann weiter".
Als Schulausflug fahren übrigens alle Abiturklassen zur Madonna von Tschenstochau. Das eine hat mit dem anderen vielleicht aber gar nichts zu tun.
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